Transitionspsychiatrie und -psychotherapie in der Klinik Walstedde
Schon immer war es für die uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen schwierig, dass ihnen vertraute Setting, die besondere Zuwendung und Fürsorge und spezifische Themenbegleitung im Rahmen ihrer psychiatrischen Erkrankungen hinter sich zu lassen und von der Kinder- und Jugendpsychiatrie dann in die erwachsenenpsychiatrischen Behandlungskontexte zu wechseln.
Dies ist mit Sicherheit noch einmal mehr durch die gesellschaftlich mitbedingten Entwicklungsverzögerungsprozesse unserer Klient*innen verschärft worden, darüber hinaus zeigen im Besonderen die seelisch erkrankten Kinder und Jugendlichen mit sowieso krankheitsbedingter Identitätsdiffusionsneigung im Übergang zum Erwachsenenalter noch einmal eine besondere psychopathologische Entwicklung, die noch einmal aus der Perspektive eines Kinder- und Jugendpsychiaters angeschaut und verstanden werden, gleichzeitig aber mit der Zielrichtung der Entwicklungsförderung und Begleitung im Rahmen der psychiatrischen psychotherapeutischen Behandlung jedoch erwachsenenidentiätsstiftend ausgerichtet sein muss.
Dies soll in der Klinik Walstedde in unserem Transitionsbereich für junge Erwachsene im Alter zwischen 18 und 25 Jahren ermöglicht werden.
Hier nehmen wir junge Erwachsene auf, die sich freiwillig in unsere Behandlung begeben und durch eine erwachsenenorientierte, Selbstständigkeit fördernde Unterbringungsform im Klinikkontext von Anfang an auch noch einmal anders als im jüngeren Alter angefragt sind und damit aber sich auch nochmal begleitet Entwicklungschancen ergeben sollen.
Hier geht es dann darum, die bestehenden psychiatrischen und psychotherapeutischen Herausforderungen meistern zu üben, den Übergang da, wo es diesen Bedarf in Zukunft absehbar geben wird, in den erwachsenenpsychiatrischen und - psychotherapeutischen Bereich zu begleiten und sicherzustellen oder aber auch in einer letzten, den Übergang begleitenden verdichtenden Phase von Genesung eine weitere erwachsenenpsychiatrische oder erwachsenenpsychotherapeutische Behandlungsnotwendigkeit abzumildern.
Die Freiwilligkeit bedingt auch eine ausreichende Compliance innerhalb des Behandlungsganges, so dass schwerwiegende eigen- oder fremdgefährdende Krisen in diesem Alter in der Transitionstherapie der Klinik Walstedde ausdrücklich im Gegensatz zu dem Umgang mit solchen Herausforderungen im Kindes- und Jugendalter nicht sichernd begleitet werden.
Dieser Wechsel in der zur Verfügungstellung haltgebender, sichernder Räume soll auch einen ersten Entwicklungsreiz darstellen, der dann aber eben nicht nur als Anforderung besteht, sondern mit intensivem therapeutischem und personellem Einsatz begleitet wird. Hier stehen dann also Menschenkontakt und professionelle Intervention anstatt Türen und Mauern im Vordergrund der Sicherheit gebenden Strukturen. Drensteinfurt.
Behandelt werden in unserem Transitionsbereich Psychosen, affektive Erkrankung, Persönlichkeitsentwicklungsstörungen und Traumafolgeerkrankungen sowie Depressionen, Essstörung und Angst- und Zwangsstörungen. Suchterkrankungen als komorbide Erscheinungen stellen kein Ausschlusskriterium dar, eine Abstinenz vom Suchtmittelkonsum während der Behandlung ist aber Voraussetzung.
Natürlich wird unter suchtmedizinischen Aspekten eine entsprechende Entwöhnung möglich gemacht und begleitet, eine Entgiftung muss aber im Vorfeld an anderem Ort stattfinden. Neben dem multimodalen intensivtherapeutischen Ansatz haben wir auch durch eine Vernetzung in die realen Entwicklungsräume für junge Erwachsene die Möglichkeit, auch während der stationären Behandlung immer wieder in die Realitätsüberprüfung zu gehen und somit im Besonderen die spezifischen Defizite des altersgemäßen und begabungsgemäßen Funktionsniveaus sowohl auf den Prüfstand zu stellen, aber eben auch zielgenau zu unterstützen und zu fördern. Dies zum Beispiel durch Erlangung des Führerscheins während der stationären Behandlung und durch Praktika in Betrieben in der Umgebung bzw. Lernstandserhebung und Förderung, wenn es um die Erlangung höherer Schulabschlüsse geht.
Im Rahmen der Transitionsbehandlung in der Klinik Walstedde bleiben wir natürlich im engen Kontakt mit den psychosozialen relevanten Kontexten unserer Patient*innen, dies sowohl bezogen auf die Eltern und Geschwister und andere relevante Angehörige sowie auch bezogen auf die Peergroup, also Partner*innen und Freund*innen. Regelmäßige Belastungserprobungen im eigenen sozialen Umfeld als auch eine intensive sozialarbeiterische Begleitung im Rahmen der
Perspektiventwicklung sind ebenfalls wichtige Bausteine in der Behandlung.
Im Rahmen eines persönlichen Erstvorstellungstermins werden die Eingangsvoraussetzungen der Klient*innen fachärztlich eingeschätzt und ein ressourcenorientierter individueller Behandlungsplan erstellt und vorgeschlagen, so dass auch hier in der Einstiegssituation eine erwachsenorientierte eigenständige Einschätzung nach wertschätzender Beratung durch die Klient*innen selber stattfinden kann und eine Aufnahme und Behandlung damit von Anfang an dem berichtigten
Autonomiebedürfnis, aber auch dem notwendigen Verantwortungsübernahmeanteil Heranwachsender gerecht wird. So soll eine weitere mögliche Regressionsförderung von Anfang an vermieden werden, gleichzeitig aber auch die Not auch bezogen auf noch bestehende krankheitsbedingte Entwicklungsdefizite Berücksichtigung und Unterstützung finden.
Eine Anmeldung und Kontaktaufnahme kann jederzeit unter transitionsbehandlung@klinik-walstedde.de erfolgen. Gerne steht Ihnen unser Chefarzt Herr Dr. Murafi für eine entsprechende Rücksprache im Rahmen einer Aufnahmeplanung zur Verfügung.